Jährlich werden laut UNESCO weltweit 1 793 000 neue Bücher veröffentlicht. Das sind mehr als 4900 Bücher pro Tag. Diese Zahlen sind respekteinflößend und beruhigend zugleich. Offenbar bleiben die Menschen beständig in ihrer Lust am Schreiben und auch in ihrem Vertrauen in die Schreibenden. Gut so.
Ich habe mir nie getraut, das, was ich geschrieben habe, in die Welt zu entlassen. Die wichtigsten Menschen in meinem Leben haben mich irgendwann dazu ermutigt. Außerdem ist in mir im Laufe der Jahre das Gefühl gereift, das Leben allgemein und das, was ich mache, leichter zu nehmen. Ohne so viel Drama, ohne so viele Ängste. Vor allem im Chaos der letzten Jahre bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mein Leben niemanden etwas angeht, außer mir. Dass ich sein kann, wer ich will, weil das, was ich mache, eigentlich bedeutungslos ist. So fürs große Ganze.
Ich schreibe? Ja. Mein Schreiben entspringt aus einem nicht gut benennbarem Bedürfnis. Es macht mich einfach zufrieden. Und manchmal macht es mich wahnsinnig. So, dass ich nachts nicht schlafen kann und meine umherhastenden Gedanken in ein Notizbuch kritzle. Am nächsten Morgen taugen sie nicht mehr viel, episodisches Phänomen. Aber ich habe wieder Boden unter die Füße bekommen.
Ein Buch erscheint. Auch das ist ein episodisches Phänomen. Pendel zwischen Glück und Panik. Es wird Menschen geben, die mein Buch nicht interessiert und Menschen, für die es vielleicht eine Bedeutung haben wird. Ich muss damit rechnen, dass es kritisiert oder abgelehnt, missverstanden oder komplett ignoriert wird. Das ist der Teil, wo ich Panik bekomme. Wo ich mir wünschte, ich hätte mich nie darauf eingelassen. Könnte einfach weiter so vor mich hinschreiben, ohne dem Rattenschwanz, der eine Veröffentlichung hinter sich herzieht. Auch wenn es lächerlich klingt, ich möchte, dass die Menschen mich mögen. Aber wollen wir das nicht eigentlich alle: gemocht werden? Zur Welt dazugehören? Ihr etwas zurückgeben?
Ausgleichende Gerechtigkeit, duales Weltenprinzip. „Es gibt nichts umsonst“, wie meine kluge Oma immer sagte. Und: „Am Ende wird alles gut.“ Ich beschließe ihr, wie meistens zu vertrauen.
Ich wünsche dir nicht nachlassende Zuversicht und Vertrauen. Bleib gesund, hab einen kraftstrotzenden September. Von Herzen.
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