Der Februar ist ein Phantommonat. Er kommt und geht, ohne wirklich da zu sein. Oder andersrum: ich bin nicht wirklich da. Valentinstag? Den habe ich vergessen. Mein lieber Kerl nicht. Der stellte mir, bevor er zur Arbeit fuhr, klammheimlich einen Strauß roter Rosen auf meinen Schreibtisch. Als ob das nicht reichen würde, platzierte er auf meinem Kopfkissen ein Schächtelchen Pralinen mit rotem Schleifchen und kam abends extra eher nach Hause, um für uns ein Abendessen zu zaubern. Ich war, zugegebenermaßen, etwas beschämt.
Fasching? Nein. Noch nie. Im ganzen Leben nicht. Ich weiß nicht mal, auf welchen Tag Fasching fällt und wundere mich, wenn mir seltsam aussehende Menschen in der Stadt begegnen. Also, seltsam aussehend, im Sinne von seltsam seltsam, nicht so seltsam wie sonst. Seit einer Woche haben wir Handwerker im Haus. Ich sehe sie kaum. Sie sind da und dann wieder weg. Sonst sitzen die Handwerker immer bei uns in der Küche rum und trinken Kaffee. Ich lausche dann mit großen Augen ihren Geschichten von Einweich- und Ruhezeiten, Florrichtungen und Quasten und denke, die kommen rum. Jetzt arbeiten sie still vor sich hin und wenn sie gehen, ist die Kaffeekanne leer und die Brötchen gegessen. So unauffällig, dass ich abends meinen Mann frage, ob unser Schlafzimmer wirklich schon immer eine grüne Wand hatte. Ich werde mir unsicher. Vielleicht bin ich ein Phantom? Lebe einen Monat in einer Parallelwelt, um dann, wenn der Februar vorbei ist, wieder im richtigen Leben zu landen. All das ist nicht wirklich schlimm. Im Gegenteil. So ein bisschen Dunstglocke über dem Leben ist manchmal ganz wohltuend. Das einzig wirklich richtig Schlimme ist, dass ich dank Gospodin Putin die Mär vom Phantomfebruar nicht mehr weiterspinnen kann. Weil der 24. Februar zu einem Tag geworden ist, der mein Herz einschnürt und meinen Verstand attackiert. Dieser Realität kann ich trotz aller Widerstände keine Februar – Phantom – Dimension zuschreiben. Sie ist weltzersetzend. Ein unüberhörbarer schmerzhafter Wehlaut. Seit einem Jahr.
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